Vom Werkzeugbauer zum Lösungsanbieter

Die PM Werkzeugbau GmbH setzt auf Erodiermaschinen von Sodick. Mit den Maschinen kann das Unternhemen alle Bearbeitungsfälle abdecken, sodass keine Kundenwünsche übrig bleiben.

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Extrem breit aufgestellt: Vom Kleinstwerkzeug für Steck- oder Zellverbinder bis zum tonnenschweren Umformwerkzeug reicht das Produktspektrum von PM Werkzeugbau. (Bildnachweis: SODICK)

„Wir haben 2013 zwar nicht als Startup in einer Garage angefangen, jedoch Räumlichkeiten angemietet, um unsere erste Sodick-Maschine aufstellen und sofort fertigen zu können – damals eine AQ400L“, erinnert sich Jochen Pelzer noch genau. Die ersten Kunden orderten überwiegend Werkzeuge für die Steckerfertigung mit einer Genauigkeit von teilweise ±10 µ. Die PM Werkzeugbau GmbH versteht sich dabei als Partner für die Stanz- und Umformtechnik. „Unser Motto Innovation, Qualität und Präzision drückt exakt das aus, was wir täglich gemeinsam mit unseren Kunden leben, nämlich Werkzeugbau aus Leidenschaft“, zeigt sich Jochen Pelzer nach wie vor begeistert.

Trotz der Startup-Mentalität brachte das noch junge Unternehmen langjährige Erfahrung mit: Fast alle Mitarbeiter wie auch der Geschäftsführer und Inhaber selbst waren zuvor teils über Jahrzehnte im Werkzeugbau und in der Produktion tätig. „Wir kennen uns teilweise schon 15 Jahre, drei von uns haben ihre Ausbildung gemeinsam bei einem Stanz- und Biegeteile-Hersteller in Lüdenscheid gemacht“, sagt Benjamin Silz, Betriebsleiter bei PM Werkzeugbau.

Seit 2016 ist PM Werkzeugbau im Gewerbepark Rosmart im eigenen Verwaltungs- und Produktionskomplex ansässig. Die 5.000 m² Fläche bieten ausreichend Platz für die künftige Expansion. (Bildnachweis: SODICK)

Der größte Teil der über hundert Kunden sind Zulieferer aus dem Automotive-Umfeld. Eine weitere wichtige Gruppe bilden die Elektroindustrie sowie Weiße-Ware-Hersteller, also alles, was in irgendeiner Weise mit Blechumformung zu tun hat. Dabei deckt PM Werkzeugbau bei weitem nicht nur eine Sparte an Werkzeugen ab. „Wir können sowohl große Transferwerkzeuge als auch kleine Werkzeuge für Steckverbindungen herstellen. Die Erfahrungen aus beiden Werkzeugwelten lassen sich zusammenbringen, also bestimmte Fertigungsweisen im Steckerbereich können wir durchaus sinnvoll auf den Werkzeugbereich übertragen und umgekehrt“, präzisiert Benjamin Silz.

Das habe ihm schon enorme Vorteile gebracht in der Betrachtungsweise mancher Bauteile, sodass sich Werkzeuge zum Beispiel kompakter, hochleistungsfähiger oder noch genauer herstellen lassen. Einen kleinen Nachteil sieht er jedoch bei Neukunden: „Wenn jemand beispielsweise wegen eines Werkzeugs im Steckerbereich unsere Halle betritt und wir haben gerade große Transferwerkzeuge in der Bearbeitung, dann denkt er mitunter, dass er bei uns falsch sei. Da ist dann erst einmal Überzeugungsarbeit zu leisten.“ Die Nachfrage wechselt je nach Marktlage; waren es früher mehr Werkzeuge für die Blechumformung und Karosserieteile, klopfen momentan Zulieferer aus der E-Mobilität an, also Werkzeuge für Zellverbinder und Batterietechnologie.

Von Lineartechnologie überzeugt

„Bereits mit der ersten Sodick-Maschine konnten wir ein extrem breites Produktportfolio abdecken, zwar technologisch noch nicht so weit wie die neueren Maschinen, aber es blieben kaum Kundenwünsche offen“, blickt Benjamin Silz zurück. Als Betriebsleiter bei PM Werkzeugbau war er bei der Maschinenauswahl natürlich mit im Boot. „Schon damals beriet uns Giuseppe Addelia von Sodick und er musste dabei sein gesamtes Knowhow in die Waagschale werfen, da der Wettbewerb insbesondere im Schweizer Raum extrem groß war und noch ist.“

Lohnfertigung, Drahterodieren, CNC-Fräsen, Schleifen und Senkerodieren: Hell, offen und sehr strukturiert präsentiert sich der Werkzeugbauer auch in der Fertigung den Kunden. (Bildnachweis: SODICK)

Aufgrund seines enormen Erfahrungsschatzes im Erodierbereich überzeugte Giuseppe Addelia das Team bei PM Werkzeugbau von dem japanischen Maschinenbauer. Die AQ400L konnte nicht nur in Präzision und Performance mit den Wettbewerbern mithalten, sondern war darüber hinaus im Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar. „Mit der AQ400L konnten wir alle Bearbeitungsfälle abdecken, doch zu einem deutlich attraktiveren Preis“, betont Benjamin Silz.

Auch Kunden, die zu Anfang in die Fertigungshalle kamen, galt es von der Qualität des japanischen Maschinenbauers zu überzeugen. „Da war eine gewisse Skepsis vorhanden, ob diese Maschine auch tatsächlich qualitativ in der Lage ist, mitzuhalten. Hier haben wir einige Jahre in unserem Kundenkreis Überzeugungsarbeit geleistet“, so der Werkzeugbauspezialist.

„Heute fragt kein Kunde mehr danach, denn Qualität und Performance der Maschinen sind meines Erachtens sogar deutlich besser als bei Maschinen von Wettbewerbern.“ Als die PM Werkzeugbau dann später zwei weitere Maschinen von Sodick mit neuester Technologie in Betrieb nahm, zeigte sich, dass die Entscheidung für einen japanischen Maschinenbauer absolut richtig war. „Vor allem auch, was die geringe Verschleißanfälligkeit und Wartungsfreiheit betrifft“, fügt Benjamin Silz an.

Stetig auf Wachstumskurs

Freut sich über 30 Prozent Produktivitätsgewinn, Betriebsleiter Benjamin Silz (rechts im Bild mit Giuseppe Addelia, Vertriebsleiter von Sodick). (Bildnachweis: SODICK)

Nach und nach baute das mittelständische Fertigungsunternehmen drei Standbeine auf: Stecker-Werkzeuge, Lohnarbeit und den klassischen Werkzeugbau. Ende 2014 nahm die Lohnarbeit aufgrund zahlreicher Werkzeugaufträge drastisch zu, sodass eine weitere Maschine angeschafft wurde. Die zweite EDM-Maschine war eine AQ600L, also eine Nummer größer, aber nicht vorrangig, um größere Bauteile damit bearbeiten zu können, sondern wegen der Möglichkeit der Mehrfachaufspannung.

„Gerade bei Mehrmaschinenbedienung und durchlaufenden Schichten bzw. übers Wochenende kam uns die Stapelbearbeitung entgegen“, so Benjamin Silz. Wobei er die Maschine nicht nur mit einer Bauteilsorte bestückt, wenn sie übers Wochenende läuft. Das ist schon spanntechnisch mitunter eine Herausforderung für die Maschinenbediener, aber die verfügen über das notwendige Knowhow. Falls einmal doch Fragen aufkommen, könne er sich auf den technischen Außendienst von Sodick Hundertprozent verlassen.

Neubau für weitere Expansion

Die Auftragslage war weiterhin gut und schon nach relativ kurzer Zeit zeigte sich, dass die Fertigungskapazitäten bei weitem nicht mehr ausreichten – PM Werkzeugbau zog in den Gewerbepark Rosmart um, zwischen Altena und Lüdenscheid gelegen. „Miete kam für uns nicht mehr in Betracht, da wir eine Fertigungsfläche wollten, die mit unseren Expansionsansprüchen mitwachsen kann, deshalb kam eigentlich nur ein Neubau in Frage“, begründet Geschäftsführer Jochen Pelzer die damalige Entscheidung.

In dem Gewerbepark entstand auf zirka 5000 m² Fläche ein neuer Gebäudekomplex von 1000 m², mit modernsten Büroräumen und 850 m² Produktionsfläche. Mitte 2016 erfolgte der Umzug. Aufgrund der Auftragslage musste der Umzug in die neue Fertigungsstätte in kürzester Zeit erfolgen. „Innerhalb von nur einer Woche sind wir mit unserem Maschinenpark komplett umgezogen, bis auf einige Kleinigkeiten konnten wir sofort weiter fertigen“, ergänzt Benjamin Silz.

2017 folgt eine dritte Sodick-Maschine und im August 2020 schließlich eine vierte. Obwohl die letzte Maschine Bauartgleich mit der von 2017 ist, hat sich von der Performance her doch einiges getan, von Seiten der Generatoren als auch softwareseitig. „Unterm Strich sind wir mit der neuen Sodick ACL600G rund 30 Prozent schneller, der Produktivitätsgewinn ist enorm.“

Künftig plant PM Werkzeugbau das Senkerodieren auszubauen und den Formenbau mit abzudecken. (Bildnachweis: SODICK)

Der Maschinenpark kann sich durchaus sehen lassen: Außer den vier Erodiermaschinen, drei Schleifmaschinen, zwei Bearbeitungszentren stehen noch zwei Stanzautomaten für Anlaufserien zur Verfügung. „Bei der ersten Maschine 2013 haben wir uns noch herangetastet, ein bisschen damit gespielt, bis wir uns damit perfekt auskannten. Dazu hatten wir jetzt keine Zeit.“

Die ALC600G wurde per Lkw angeliefert und noch am gleichen Tag aufgestellt. Am nächsten Tag kamen die Sodick-Monteure und hatten die Maschine innerhalb von zwei Tagen in Betrieb genommen. Ein Tag später liefen bereits die ersten Fertigungsaufträge auf der Maschine. Obwohl sich das Team von PM Werkzeugbau recht gut mit den Drahterodiermaschinen von Sodick auskennt, nutzte man die Gelegenheit nach Düsseldorf ins Sodick-Servicecenter zu fahren. „Wir haben uns ganz gezielt in der neuen Steuerungssoftware und den Technologien schulen lassen, um wirklich das Optimum an Performance, das letzte µ an Genauigkeit herausholen zu können.“

Zeit ist nicht nur Geld

„Eine effizientere Bearbeitung führt zu kürzeren Durchlaufzeiten, verlässlichen Lieferzusagen und erhöht letztlich die Kundenzufriedenheit“, ist Benjamin Silz überzeugt. „Je mehr sich aus den Maschinen herausholen lässt, umso effizienter können wir die Kunden bedienen und Lieferzeiten verkürzen.“ So liege ein wesentlicher Vorteil an der neuen Maschine in deren hoher Flexibilität, viele Teile lassen sich messbar schneller fertigen, was sich positiv auf die Herstellungskosten niederschlägt. Umgekehrt erreicht die Maschine im Highendbereich sehr genaue Oberflächengüten. Das weiß Benjamin Silz zu schätzen: „Mit so einer flexiblen Maschine ist man nicht in einer bestimmten Schublade drin.“

Zudem sind sämtliche Maschinen über ein internes Netzwerk verbunden und remote per Handy, Tablet oder Laptop mit einer Art Teamviewer überwachen. Die Maschinen lassen sich zwar von außen nicht ansteuern – das ist wichtig, um Fremdzugriffe vermeiden – im Problemfall wird aber ersichtlich, ob ein Eingreifen vor notwendig ist. Ist zum Beispiel ein Teil nicht richtig gespannt, der Draht ausgegangen oder gerissen, der Wasserpegel zu niedrig oder Filter verstopft, kann Benjamin Silz das remote feststellen und entscheiden, ob das Problem unmittelbar behoben werden muss.

In Mehrfachaufspannung arbeiten die Maschinen auch über Nacht und über das Wochenende. (Bildnachweis: SODICK)

Das Thema Zeit spielt heutzutage eine immer wichtigere Rolle. Oft kommen Kunden und wollen ein Werkzeug oder Ersatzteil möglichst schon nach wenigen Stunden abholen. Wenn am Wochenende etwa der Strom ausfällt, fahren die Maschinen zwar selbst herunter, müssen jedoch manuell wieder gestartet werden. „Dann fahre ich in den Betrieb und drücke auf den Schalter, damit die Aufträge durchlaufen, sonst fehlen uns am Montag womöglich Maschinenkapazitäten.“

Zeit ist ein Wettbewerbsvorteil. Wer innerhalb kürzester Zeit liefert, erhält den Auftrag. Kommt ein Ersatzteilauftrag am Nachmittag rein, wird dieser in den meisten Fällen schon am nächsten Morgen ausgeliefert. Dazu wird eine der Sodick-Maschinen für das Troubleshooting freigehalten. „Wir spielen quasi Feuerwehr, haben das Teil schon auf der Maschine, während der eigene Werkzeugbau des Kunden gerade noch beim Anlegen des Auftrags im ERP ist“, sagt Benjamin Silz.

Ein Vorteil dabei sei die hohe Wiederholgenauigkeit der Sodick-Maschinen. Zudem kann sich PM Werkzeugbau aufgrund der enormen Bandbreite recht schnell auf neue Kunden einstellen, zumal die Wahrscheinlichkeit groß ist, ein ähnliches Werkzeug schon einmal gefertigt zu haben. „So können wir auch sehr schnell Aussagen treffen über die Machbarkeit und Lieferzeiten.“

Anlaufserien mit Qualitätsnachweis

Die PM Werkzeugbau hat den Blick immer nach vorn gerichtet. Erst im letzten Jahr wurden deshalb in zwei Stanzautomaten investiert, um kleinere Anlaufserien für den Kunden abzudecken. „Unsere Kunden erwarten heutzutage nicht nur ein Werkzeug, sondern einen funktionierenden Prozess. Deshalb decken wir Fertigungsverfahren wie Stanzen, Pressen, Tiefziehen für kleine Anlaufserien inklusive Baugruppenmontage und Qualitätssicherung jetzt mit ab“, erläutert Geschäftsführer Jochen Pelzer.

„Es gibt Bauteile, die lassen sich nicht vollends am Prototyp testen, deshalb ist es oft ratsam, eine kleine Anlaufserie zu fahren.“ Bei PM Werkzeugbau können das schon mal zwischen 100.000 bis 200.000 Stanzteile sein. Nur so können eventuelle Schwachstellen ermittelt und beseitigt werden, bevor ein Werkzeug dann in die Großserienfertigung zum Kunden geht. Auch hierbei ist Qualität das A und O. So werden die Stanzautomaten mit Kameras von Otto-Vision überwacht, dadurch wird nicht nur der gesamte Fertigungsprozess verfolgt, sondern auch exakt protokolliert.

Und es geht permanent weiter

Auch für die Zukunft hat das Team von PM Werkzeugbau bereits Pläne. So soll eine Sodick-Maschine ein technologisches Upgrade erhalten. Benjamin Silz erklärt dazu: „Wir waren zuvor bei Sodick in Düsseldorf und haben uns gemeinsam ein Bild davon gemacht, wie wir das Potenzial der älteren Maschinen angleichen können, welche Möglichkeiten es gibt es, was sinnvoll ist und was nicht.“

Das Resultat: die AQXXXL von 2017 ist mit einem technologischen Retrofit voll upgradefähig. Das wird dann auch einer der nächsten Schritte sein. Außerdem plant der Werkzeugbauer in den Bereich des Senkerodierens zu investieren, Knowhow aufzubauen und künftig auch den Formenbau mit abzudecken. Hierzu wurde mit Sodick eine Kooperation vereinbart. „Ich selber habe bereits einige Jahre Erfahrung im Senkerodieren. Wenn wir das unseren Kunden mit aus einer Hand anbieten können, sind wir einen ganzen Schritt weiter auf dem Weg zum Komplettanbieter“, so das Fazit von Benjamin Silz.

Kontakt:

www.sodick.de