Viel los bei RINGSPANN

Im Interview spricht der RINGSPANN-Firmenchef Fabian Maurer über Kernkompetenzen und Geschäftsbereiche, welche das Unternehmen fokussieren wird, um in Schlüsselbranchen und Zukunftsmärkten noch agiler auftreten zu können.

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RINGSPANN-Geschäftsführer Fabian Maurer: „Wir sind ein attraktiver Partner sowohl für die Realisierung komplexer Großprojekte als auch für die Belieferung von Kunden in neuen oder jungen Märkten mit hoher Innovationsdynamik – etwa der E-Mobility oder der hybriden Antriebstechnik.“ (Bildnachweis: Ringspann)

Vor wenigen Tagen erfolgte bei RINGSPANN der Spatenstich für eine weitere Produktionshalle mit Bürotrakt am Stammsitz Bad Homburg. Einmal mehr stärkt die Unternehmensgruppe damit ihre Positionierung als internationaler One-Stop-Supplier für Kupplungen und Bremsen als systemische Komponenten der Antriebstechnik.

Für Geschäftsführer Fabian Maurer ist der Neubau allerdings nur eine Maßnahme unter vielen, mit denen er vor allem für die Produktsparten Freiläufe, Bremsen, Welle-Nabe-Verbindungen und Wellenkupplungen ambitionierte Wachstumsziele anstrebt. Im Interview spricht der Firmenchef darüber, welche Kernkompetenzen und Geschäftsbereiche das Unternehmen fokussieren wird, um in Schlüsselbranchen und Zukunftsmärkten noch agiler auftreten zu können.

Herr Maurer, sind Sie zufrieden mit der aktuellen Entwicklung des Unternehmens?

Maurer: Grundsätzlich ja. Nach einem kurzen, Corona-bedingten Einknicken liegt RINGSPANN wieder auf einem Wachstumskurs, der uns zuversichtlich stimmt. Wir setzen unseren Weg zum international präsenten Vollsortimenter für hochwertige Kupplungen und Bremsen fort und visieren deutliche Umsatzsteigerungen an. Dazu haben wir in jüngster Vergangenheit viele wichtige Maßnahmen umgesetzt, von denen aus wir nun die nächsten strategischen Ziele angehen.

In welchen Bereichen setzen Sie hierbei die entscheidenden Akzente?

Maurer: Neben der ständigen Prozessoptimierung und Mitarbeiterqualifikation widmen wir uns mit großer Intensität der Weiterentwicklung unseres Produkt- und Serviceangebotes, der verbesserten Kundenorientierung und Vertriebsarbeit sowie der weiteren Digitalisierung des Unternehmens. Dabei sind alle Aktivitäten dieser Handlungsfelder miteinander verzahnt und folgen dem übergeordneten Ziel der voranschreitenden Internationalisierung der RINGSPANN-Gruppe.

Können Sie ausgehend vom Produktportfolio skizzieren, wie Sie hierbei vorgehen?

Maurer: Im Produktportfolio haben wir nun die Freiläufe, Bremsen sowie die Welle-Nabe-Verbindungen und Wellenkupplungen als besondere Fokusbereiche definiert. Aus verschiedenen Gründen sehen wir hier erhebliche Wachstumspotenziale. Die Weltmärkte für diese Produkte sind groß und RINGSPANN kann als global agierender Qualitätsanbieter mit zunehmend internationaler Wertschöpfung und eigenem Entwicklungs- und Engineering-Knowhow punkten.

Wir sind daher ein attraktiver Partner sowohl für die Realisierung komplexer Großprojekte als auch für die Belieferung von Kunden in neuen oder jungen Märkten mit hoher Innovationsdynamik – etwa der E-Mobility oder der hybriden Antriebstechnik.

Parallel zur Ausweitung der Produktpalette und der Entwicklung neuer Komponenten steht hier zudem die Realisierung kostengünstiger Großserienlösungen auf unserer Agenda. Der nun beginnende Bau einer weiteren Produktionshalle mit Bürotrakt am Stammsitz Bad Homburg und der zügige Ausbau unseres Werks in Bosnien-Herzegowina sind ebenso in diesem Zusammenhang zu sehen wie unser vertriebstechnisches Maßnahmenbündel zur verbesserten Lead-Generierung und Marktbearbeitung.

Bleiben wir zunächst beim Neubau in Bad Homburg und den Produktionsausbau auf dem Balkan…

Maurer: …mit der neuen Fertigungshalle in Bad Homburg erweitern und modernisieren wir die produktionstechnischen Kapazitäten unserer Fokusbereiche Bremsen, Kupplungen und Welle-Nabe-Verbindungen. Das geht einher mit Investitionen in neue Maschinen – etwa für das Präzisionsstanzen – und umfassenden Prozessoptimierungen.

Die Erweiterung der Assembling- und Fertigungskapazitäten in Bosnien-Herzegowina ist hingegen Ausdruck der voranschreitenden Internationalisierung unserer Wertschöpfung. In wachsendem Umfang werden hier Dreh- und Frästeile hergestellt und Komponenten für Großserien-Freiläufe montiert. Weltweit besteht die RINGSPANN-Gruppe ja inzwischen aus 19 Gesellschaften, von denen – neben den drei Werken in Deutschland – fünf über eigene Produktionswerke verfügen.

Stichwort „Großserie“: Bis dato blieb RINGSPANN hier bewusst auf Abstand. Wird sich das ändern?

Maurer: Möglicherweise. Ob Liefertreue, Lieferzeiten, Reaktionszeiten, Produktqualität oder Service – wir haben durch die Prozessoptimierungen und Neuorganisationen der jüngsten Vergangenheit enorm an Effizienz und Flexibilität gewonnen.

Zudem realisieren wir seit nunmehr zwei Jahren in einer eigens dafür aufgebauten Produktionslinie Käfigfreiläufe in Millionenstückzahlen. Auch den Einstieg in für uns neue Marktsegmente wie etwa die automobile Großserienfertigung halten wir inzwischen für denkbar. Zumal sich hier durch den aktuellen Technologiewandel neue Chancen für Zulieferer auftun.

Würden Sie dann aber nicht mit neuen, mächtigen Wettbewerbern in Berührung kommen?

Maurer: Wir sind Wettbewerb gewohnt und wo die Märkte in Bewegung sind, haben schnelle und flexible Zulieferer wie RINGSPANN immer gute Karten. Vor allem wenn sie eigenes Entwicklungs- und Engineering-Knowhow aus nahezu allen technologischen Schlüsselbranchen mitbringen.

Wir werden nichts übereilen, prüfen derzeit aber verschiedene Optionen in diversen Marktsegmenten. In diesem Zusammenhang haben wir nun auch die Position des Business Development installiert. Und ganz wichtig: Wir sind gerade dabei, die Vertriebsmaschinerie von RINGSPANN noch intelligenter zu gestalten und schlagkräftiger zu machen.

Sie erwähnten bereits Maßnahmen zur verbesserten Lead-Generierung und Marktbearbeitung…

Maurer: …richtig, hierbei steht für uns im Mittelpunkt, dass wir unsere Ressourcen noch präziser als bisher auf Kundenstrukturen mit hohen Wachstumspotenzialen ausrichten und dass wir das Neukundengeschäft erheblich intensivieren. Auf mehreren Ebenen professionalisieren wir dazu die Lead-Generierung, optimieren die Kundenbetreuung und den Service und verstärken unsere reale und mediale Marktpräsenz. Das inzwischen hohe Niveau der Digitalisierung unserer Unternehmensprozesse bietet uns dazu zahlreiche Möglichkeiten.

Wie sehen Sie denn RINGSPANN in Sachen Digitalisierung aufgestellt?

Maurer: Sehr gut! Wir haben hier schon viel erreicht und setzen derzeit weitere Maßnahmen um. Als ERP-Backoffice nutzen mittlerweile alle Unternehmen der Gruppe die weit reichenden prozessanalytischen und kommunikativen Möglichkeiten von SAP. Als einheitliches Frontoffice kommt nun ein neues CRM-System hinzu, wodurch Kundenansprache und Kundenpflege erheblich an Qualität und Effizienz gewinnen. 3D CAD ist längst Standard in der Konstruktion und das EDI – also der elektronische Datentransfer mit den Kunden – nimmt zu.

Alle Mitarbeiter in der Produktion haben E-Mail-Accounts an den Maschinen, elektronische Aushangsysteme informieren in unserem Intranet zeitnah über aktuelle Ereignisse und in fast allen Betriebsbereichen laufen Projekte zur weiteren Digitalisierung von Arbeiten und Vorgängen. Im Rahmen der „intelligenten Markbearbeitung“ werden wir zudem alle relevanten Online-Kanäle noch intensiver bespielen – das betrifft etwa unsere Website mit dem Webshop, die Publikation praxisnaher Produktvideos oder den Bereich Social Media.

Abgesehen davon schreitet auch die Digitalisierung der Produkte von RINGSPANN weiter voran. Vorreiter sind hier unsere sensorgestützten Monitoring-Systeme für Rücklaufsperren, die moderne Elektronik unserer E-Brakes oder die Online-Berechnungstools.

Apropos Produkte: An welchen Innovationen arbeiten die RINGSPANN-Ingenieure derzeit?

Maurer: Um unser One-Stop-Sortiment für Komponenten der Antriebstechnik weiterzuentwickeln, haben wir jüngst die Webshop-Auswahl unserer Wellenkupplungen erweitert und unsere elektromagnetischen Scheibenbremsen um neue Funktionen und Features ergänzt.

Bei den Freiläufen liegt das Augenmerk derzeit auf einer neuen Baureihe für Gehäusefreiläufe mit hydrodynamischer Klemmrollenanhebung und der Möglichkeit der mechanischen Entkoppelung von An- und Abtrieb, auf der Optimierung der Betriebszustandsüberwachung für langsam laufende Rücklaufsperren sowie auf der Konstruktion neuer, besonders kostengünstiger Freiläufe für mobile Antriebe.

Für viele Branchen interessant sein dürfte unsere interdisziplinäre Entwicklungsarbeit auf dem Gebiet der Smart-Solutions – hierbei handelt es sich vorrangig um einbaufertige Kombilösungen aus Kupplungen und Bremsen. Und dass wir inzwischen immer häufiger auch komplette Systemeinheiten aus Rutschnaben und Riemenscheiben ausliefern, kommt vor allem bei den Herstellern von Zerkleinerungs- und Schwerlastanlagen gut an.

Und was gibt es aus den Bereichen Präzisions-Spannzeug und Druck-Zug-Kabel zu berichten?

Maurer: Unser Spanntechnik-Bereich hat ja kürzlich von sich reden gemacht durch die Vorstellung innovativer Spannsysteme, die speziell abgestimmt sind auf die Anforderungen des aktuell sehr gefragten Wälzschäl-Verfahrens zur Fertigung hochpräziser Außen- und Innenverzahnungen. Kurz vor der Markeinführung steht hier zudem eine optimierte Kegelbüchsen-Flanschdorn-Lösung für die vertikale Auswuchttechnik.

Und die Fernbetätigungs-Spezialisten von RINGSPANN RCS setzen derzeit zahlreiche Erkenntnisse um, die sie aus ihrer Arbeit mit dem neuen digitalen Duplex-Prüfstand für die Druck-Zug-Kabelsysteme gewonnen haben. Hier darf man gespannt sein.

Herr Maurer, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Kontakt:

www.ringspann.com