Ausgeprägte Wasserstoffwirtschaft gefordert

Die Dekarbonisierung ohne ausgeprägte Wasserstoffwirtschaft sei unmöglich, so der VDE Präsident Prof. Dr. Armin Schnettler zur deutschen Wasserstoff-Strategie. Die Bundesregierung sei gefordert, diese zügig auch auf den industriellen Mittelstand auszuweiten.

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Prof. Dr.-Ing. Armin Schnettler, Präsident des VDE (Bildnachweis: VDE)

„Der ungehinderte Zugang zu Wasserstoff und dessen Derivaten muss für Unternehmen so selbstverständlich werden wie Strom und schnelles Internet“, sagt Prof. Dr. Armin Schnettler, Präsident des VDE. Daher fordere er von der Bundesregierung eine schnelle Ausweitung der deutschen Wasserstoffstrategie auch auf den industriellen Mittelstand.

Dort liege mit mehr als 300.000 Großfeuerungsanlagen großes Dekarbonisierungspotenzial, wenn auch nicht überall durch Wasserstoff. Dieser dürfe aber nicht zum Champagner der Energiewende werden, vielmehr müsse grüner Wasserstoff zum Commodity-Produkt werden. „Ohne ausgeprägte Wasserstoffwirtschaft wird die zweite Stufe der Energiewende, die Dekarbonisierung, nicht zünden“, so Schnettler.

Reale Wertschöpfung etablieren, grüne Wasserstoffprodukte zertifizieren

Etwa 50 Prozent des globalen End-Energiebedarfs sind nach Einschätzung von Schnettler gar nicht oder schwer zu elektrifizieren. Eine Beschränkung der Wasserstoff-Förderung auf wenige Handlungsfelder und Anwendungen ist vor diesem Hintergrund nicht zu empfehlen. „Wir brauchen nicht noch mehr Pilotregionen, sondern durchgängige, reale Wertschöpfungsketten,“ sagt Schnettler.

In diesem Zusammenhang sei es wichtig, auf europäischer Ebene zu einer pragmatischen Einigung über die Grundlagen einer Zertifizierung grüner Wasserstoffprodukte zu kommen. „Wir brauchen schnell einen europäischen Rechtsrahmen, der international anschlussfähig ist – nationale Alleingänge taugen nicht für den Weltmarkt.“ Es dürfe kein Greenwashing geben, aber entscheidend sei die im Vergleich zu Kohle und Gas bessere CO2-Bilanz.

Steuerbelastung anpassen, Verlagerung von Industrie verhindern

Die Energiepreise der Vergangenheit waren laut Schnettler zu gering. Man müsse sich also künftig auf höhere Kosten einstellen und daher das deutsche Besteuerungssystem anpassen. „Es darf nicht sein, dass die Steuerlast prozentual auf demselben hohen Niveau bleibt und uns international die Wettbewerbungsfähigkeit raubt“, stellt der VDE Präsident fest. Die Steuerlast sei mit dem realistischen Risiko verbunden, dass die verarbeitende Industrie sich noch mehr dorthin verlagere, wo grüne Energie billig und in großen Mengen vorhanden sei.

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