Energieeffizienz als mächtiger Hebel

Im Juni dieses Jahres ist die WGP-Effizienzinitiative gestartet. Laut der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik sind bis zu 45 Prozent Einsparung in der Produktion möglich. Das zeige die Demofabrik ETA an der TU Darmstadt, deren Maßnahmen schon bei Unternehmen zum Einsatz kommen.

5333
WGP, Energieeffizienz, Fertigungstechnik, fertigung
Professorinnen und Professoren der WGP während der WGP-Frühjahrstagung in Flensburg im Mai 2022 (Bildnachweis: Maximilian Gruber, WGP)

„Die dramatisch veränderte politische, wirtschaftliche und ökologische Lage zwingt uns,
die Evolution hin zu umweltverträglicher und krisenfester Produktion zu einer Revolution
zu machen. Unsere Initiative zeigt Wege auf, wie wir uns kurzfristig aus der Abhängigkeit
von fossilen Energieträgern befreien und gesellschaftliche Verwerfungen verhindern können“,
mahnt Wulfsberg, der auch das Laboratorium Fertigungstechnik (LaFT) der Universität
der Bundeswehr in Hamburg leitet.

„Das ist unser Beitrag, um die außerordentliche Krise, in der wir alle stecken, zu überwinden“, ergänzt Prof. Wolfram Volk, Sprecher des Wissenschaftsausschusses der WGP. „Wir können und wollen nicht einfach so weitermachen wie bisher.“

Gebündelte Effizienzmaßnahmen zum Nachmachen

Prof. Wolfram Volk, Sprecher des WGP-Wissenschaftsausschusses und Leiter des Lehrstuhls für Umformtechnik und Gießereiwesen (utg) der Technischen Universität München (Bildnachweis: utg München)

Schon heute haben Unternehmen aufgrund der drastisch gestiegenen Energiepreise ihre
Produktion gedrosselt oder sogar eingestellt. Wem Gas- und Ölpreise über den Kopf
wachsen – oder wer aus Prinzip etwas gegen die Abhängigkeit von politisch schwierigen
Ländern tun möchte –, der findet ganz praktische Unterstützung bei den 42
Universitäts- und Fraunhofer-Instituten der WGP.

Der Zusammenschluss der 70 führenden Professorinnen und Professoren der Produktionstechnik in Deutschland arbeitet seit vielen Jahren an innovativen Technologien, die die hiesige Produktion effizienter, resilienter und nachhaltiger machen. Die Früchte dieser Arbeit mit ihren konkreten Einsparpotenzialen werden nun gebündelt präsentiert.

Interessierte Unternehmen können in den Maßnahmenpaketen recherchieren, und WGP-Mitarbeitende passen sie auf Wunsch an die jeweiligen Bedingungen in einem spezifischen Unternehmen an – kostenfrei und gegebenenfalls vor Ort.

Jeder investierte Euro käme doppelt zurück

Prof. Jens P. Wulfsberg, WGP-Präsident und Leiter des Laboratoriums Fertigungstechnik (LaFT) der Universität der Bundeswehr in Hamburg, (Bildnachweis: LaFT Hamburg)

Der WGP-Präsident ergänzt: „Wir haben einen mächtigen Hebel, der mit Blick auf bisherige
Klimaschutzmaßnahmen nicht genügend genutzt wurde: das Sparen von Energie mittels
Energieeffizienz. Sie vermindern nicht nur den Geldtransfer in problematische Volkswirtschaften.

Darin steckt auch die Möglichkeit, Wertschöpfung in Deutschland zu schaffen“,
weiß Wulfsberg. „Wir sind sicher, dass die Politik dieses Thema noch stärker aufgreifen
muss, wenn die Fülle bereits existierender Maßnahmen deutlich wird. Man muss nur
einmal hochrechnen, wieviel schneller wir unsere Gasspeicher füllen könnten und wie
schnell wir zu einem internationalen Vorbild würden. Die konsequente Umsetzung von Effizienzmaßnahmen ist nicht zuletzt eine riesige Chance für unser Land.“

Jeder investierte Euro käme somit doppelt zurück. „Das Hilfsprogramm für energieintensive
Industrie mit einem Umfang von 5 Milliarden Euro könnte auch in die flächendeckende
Umsetzung der Sparmaßnahmen gesteckt werden. Dann würden die Energiepreise
die produzierenden Unternehmen erst gar nicht in dem Maße beeinträchtigen, wie
sie es jetzt tun. Und gleichzeitig hätten wir nach Autos einen neuen Exportschlager für unsere
Industrie geschaffen. Die Frage ist nicht, ob wir es schaffen. Die Frage ist, ob wir es
wirklich schaffen wollen. Und diese Frage geht an Unternehmer genauso wie an Politiker.“

Kontakt:

www.wgp.de