Herr Botos (MB) und Herr Novotnak (BN), was waren einige der wichtigsten Meilensteine in der Geschichte von Aerotech, die das Unternehmen an diesen Punkt gebracht haben?
BN: Entscheidende Meilensteine waren sicher in den 1980er Jahren die Entwicklung einer koordinierten Mehrachsensteuerung und Mitte der 1990er Jahre unsere eigene Servomotorenfertigung. Damit konnten wir sicherstellen, dass unsere Positionierlösungen hochpräzise bis in den Nanometerbereich positionieren. Zudem haben wir uns mit innovativen und wartungsarmen luftgelagerten Rotationsachsen neue Märkte eröffnen können.
Ein Beispiel dafür ist unsere neue ABRX-Baureihe für Oberflächenvermessungen im Nanometerbereich. Mit großen Luftlagerflächen erreichen wir eine deutlich bessere Ablaufgenauigkeit als mechanische oder andere auf dem Markt verfügbare luftgelagerte Drehtische, was nicht zuletzt Anwendungen zugutekommt, die eine außergewöhnliche Ebenheit der Bewegung erfordern. Auch in Bezug auf Winkelgenauigkeit, Tragfähigkeit und off-axis Fehlerbewegungen übertreffen wir mit ABRX sämtliche bis dato erhältlichen Drehversteller auf dem Markt.
MB: Für mich war ein wichtiger Meilenstein die Einführung kundenspezifischer Lösungen in unser Portfolio. Damit konnten wir zahlreiche neue Kunden in allen Industrien von unserem Positionier-Knowhow überzeugen und gewinnen. Zudem haben wir unsere globale Präsenz auf- und sukzessive weiter ausgebaut.
Heute sind wir in allen wichtigen Schlüssel-Märkten vertreten, teils mit eigenen Tochterfirmen. Ein weiterer wichtiger Schritt war dann 2017 die Implementierung eines integrierten ERP-Systems zur Steuerung unserer Fertigungsprozesse. Damit war der Weg geebnet, um unsere bis dahin vorherrschende Einzelfertigung in eine effektive Kleinserienfertigung zu überführen.
Was waren die größten Herausforderungen in der Geschichte von Aerotech, die das Unternehmen bewältigen konnte?
BN: Im Grunde genommen waren dies vorwiegend Wirtschaftskrisen, die wir zu bewältigen hatten. Zum einem der Zusammenbruch der US-Werkzeugmaschinenindustrie in den frühen 1980er Jahren und dann um die Jahr-2000-Wende der große Telekom-Crash, also die Dotcom-Blase.
MB: Diese Krisen konnten wir deshalb einigermaßen schadlos überstehen, weil wir uns am Markt für Positioniersysteme von Anfang an einen guten Namen gemacht und in allen Industrien Fuß gefasst hatten, so dass wir nicht nur von einer Branche abhängig waren und sind.
Wie haben sich das Wachstum und die weltweit steigende Kundennachfrage auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
BN: Sie treibt uns weiterhin an, neue Produkte und Geschäftsinitiativen zu entwickeln. Auch wenn das permanent Herausforderungen mit sich bringt, sind unsere Produkte und Dienstleistungen gefragt. Wir helfen unseren Kunden, einige ihrer schwierigsten Automatisierungsaufgaben zu lösen.
MB: Die größten Probleme hat eher die ungleichmäßige Nachfrage verursacht. Der globale Aspekt war eher weniger ein Problem. So ist es nicht immer leicht, auf das schnelle Auf und Ab der Hightech-Industrie zu reagieren. Aber wir treiben den Fortschritt weiter voran, indem wir unsere Kernkompetenzen in der Technologie nutzen.
Was haben Sie getan, um Kapazitäten aufzubauen, um mit der gestiegenen Nachfrage nach Ihren Produkten und Dienstleistungen Schritt zu halten?
MB: Wir haben am Aufbau einer vielfältigen Lieferkette gearbeitet, um unsere bestehenden Produktionskapazitäten zu erweitern. Im Mittelpunkt stand dabei die Erweiterung unserer Produktionskapazitäten mit einer Verdoppelung der Reinraumfläche. Einige Dinge, die wir tun, können jedoch nicht ausgelagert werden. Daher haben wir interne Schulungen und nachhaltige Rekrutierungsprogramme entwickelt, um die von uns benötigten Talente aufzubauen, zu gewinnen und zu halten.
Können Sie erklären, wie Technologie Ihr Unternehmen voranbringt – sowohl für Ihre internen Abläufe als auch für Ihre Produkte und Dienstleistungen?
MB: Der ständige Wandel der Technologien schafft neue Möglichkeiten. Da viele Geräte z.B. Smartphones immer kleiner und allgegenwärtiger werden, steigt die Nachfrage nach der Herstellung dieser Produkte ständig an. Gleichzeitig beeinflussen diese Entwicklungen auch unsere Herstellungsverfahren, wobei Laser und additive Verfahren die besten Beispiele sind. Auf den Punkt gebracht kann man sagen, je kleiner Anwendungen und Geräte werden, umso genauer muss in der Fertigung positioniert werden.
BN: Ich würde noch hinzufügen, dass unsere Kunden ihre Produkte aufgrund der höheren Präzision, der geringeren Größe und des Mangels an verfügbaren Arbeitskräften immer weiter automatisieren. Hier sehen wir uns auch künftig als verlässlichen Partner für die Mikroproduktion.
Was sind die Hauptmerkmale, die Aerotech sowohl als Arbeitgeber als auch als Anbieter von Präzisionsautomatisierungssystemen einzigartig machen?
MB: Der Respekt für unsere Mitarbeiter und ihre Familien schafft ein Umfeld, in dem die Menschen gerne bleiben, weil sie wissen, dass sie durch Gewinnbeteiligung und einem Mitarbeiterbeteiligungsprogramm am Erfolg des Unternehmens teilhaben. Und unsere Kunden können sich auf uns verlassen, sowohl bei der Produktleistung als auch beim unserem weltweiten Service. Unsere Produkte erbringen die angegebene Leistung, die durch Daten gestützt wird, und werden von uns so lange wie möglich unterstützt.
BN: Aerotech ist einzigartig in der Branche, da wir das Know-how über viele der für unser Geschäft benötigten Kerntechnologien bei uns im Haus haben. Dadurch haben wir die Möglichkeit, diese Technologien permanent an die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse unserer Kunden anzupassen. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere neue Steuerungsplattform Automation1, die aufgrund von Kundenanforderungen entwickelt und funktional am Kundenbedarf immer weiter ausgebaut wird.
Wohin wollen Sie Aerotech in Zukunft führen?
MB: Wir wollen natürlich unsere Wachstumsgeschichte weiter fortsetzen, damit wir unseren Mitarbeitern und Kunden ermöglichen können, ihre eigenen Lebensziele zu erreichen. Unsere derzeitige Ausgangsposition wie auch die Marktchancen sind optimal, um das künftige Wachstum nachhaltig voranzutreiben. Wir haben allein im letzten halben Jahr rund 100 neue Mitarbeiter eingestellt.
BN: Natürlich wollen wir weiter wachsen, aber auf eine intelligente Art. Wir sehen eine glänzende Zukunft für Systeme zur Präzisionsautomatisierung. Und so werden wir auch weiterhin das tun, was wir am besten können: die beste Präzisionsbewegungssteuerung und Automatisierungsausrüstung für unsere Kunden bauen.
Eines der jüngsten Beispiele ist die Weiterentwicklung unserer beliebten ANT-Nanopositioniertische. Aufbauend auf dem bewährten Vorgängermodell sollen die hochpräzisen Nanopositionierer der 2. Generation ANT95 und ANT130 in Dynamik und Präzision den Anwender noch besser unterstützen.
Wir sehen dafür ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten bspw. bei der Montage und Inspektion in der Photonik, bei der Faserausrichtung und -optimierung, bei der Herstellung, Prüfung und Inspektion von Optiken, bei Sensortests und -qualifizierung, aber auch bei der Halbleiterherstellung und -inspektion sowie in Forschungs- und Laboranwendungen.
Herr Botos und Herr Novotnak wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.
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