(Frank Dietsche) Im Vorfeld der Messe war bei vielen Ausstellern eine gewisse Verunsicherung zu spüren. Kamen zu den weltpolitischen Negativ-Schlagzeilen auch noch negative Meldungen aus dem industriellen Umfeld (VW, ZF, Bosch etc.) hinzu. Doch angekommen auf der AMB 2024 war davon nichts zu spüren.
Bereits vor Messebeginn am Montag war auf dem Messegelände, in der Endphase des Aufbaus, eine positive Grundstimmung und Vorfreude bei den Ausstellerteams zu spüren. Mit der Öffnung der Eingangstore am Dienstag zeigte sich schnell, dass die Vorfreude nicht unbegründet war. Bis zum Freitag waren in den Hallen viele Messebesucher zu sehen, die sich auf den aufwändig gestalteten Messeständen über Neuheiten informierten oder bereits konkrete Projekte mitbrachten.
Dem entsprechend waren die Verantwortlichen der Aussteller über den Verlauf der Messe auch positiv gestimmt. Ein Grund für den erfreulichen Verlauf der Messetage liegt auch am Veranstalter. Schon im Vorfeld der AMB 2024 hatte das Organisationsteam alle Register gezogen, um Besucher zu einem Messeaufenthalt zu motivieren. Mit einem umfangrechen Rahmenprogramm war für alle etwas geboten. Ob vom potentiellen Berufsanfänger bis zum erfahrenen Spezialisten, war für jeden etwas Interessantes dabei.
Das AMB-Team der Messe Stuttgart hat gezeigt, dass auch unter schwierigen Voraussetzungen eine Fachmesse stattfinden kann und vermittelte mit Bodenständigkeit, Offenheit und Freundlichkeit, dass es für die Besucher, Aussteller oder auch Pressevertreter immer ansprechbar ist.
Hier der offizielle Schlussbericht der AMB 2024
Wichtige Updates aus der Branche, zahlreiche Veranstaltungen und intensive Gespräche: 65.584 Fachbesucherinnen und -besucher aus 78 Ländern nutzten die AMB, um sich zu aktuellen Technologien und Trendthemen zu informieren und Geschäftsbeziehungen zu knüpfen oder auszubauen. Damit verzeichnete die AMB 2024 gegenüber 2022 einen Zuwachs. Die internationale Ausstellung für Metallbearbeitung, die ungeachtet des aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfelds voll belegt war, wurde am 10. September von Roland Bleinroth, Geschäftsführer der Messe Stuttgart, und Dr. Florian Stegmann, Staatsminister und Chef der Staatskanzlei Baden-Württemberg, eröffnet. Nach fünf erfolgreichen Messetagen schloss sie am 14. September ihre Tore.
„Seit 42 Jahren beweist die AMB jedes Jahr aufs Neue, wie wichtig diese Plattform für den internationalen Austausch der Metallbearbeitungsbranche ist, gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wie diesen“, resümiert Roland Bleinroth. „Ein großer Erfolg in diesem Jahr war die International Gallery. Viele Interessierte kamen, um Kontakte zu knüpfen und ihre Unternehmen global zu positionieren. Auch eine Delegation aus Indien durften wir begrüßen – ein wichtiger Markt, auf dem die Messe Stuttgart seit letztem Jahr mit einer eigenen Tochtergesellschaft vertreten ist.“
1.244 Ausstellerinnen und Aussteller aus 28 Ländern, davon 30 Prozent aus dem Ausland, präsentierten ihre Innovationen, Produkte, Dienstleistungen und Konzepte in insgesamt zehn Messehallen. Vertreten waren sowohl die großen Hersteller spanabhebender Werkzeugmaschinen und Präzisionswerkzeuge als auch führende mittelständische Unternehmen und innovative Start-ups. Die AMB ist gleichzeitig Marktplatz und zentrale Drehscheibe für Kontakte und Ideen in der Metallbearbeitungsindustrie. Deshalb legt die Messe Stuttgart großen Wert auf die laufende Weiterentwicklung attraktiver Networking-Angebote der AMB.
Hohe Relevanz und fachliche Qualität
Die Bedeutung der AMB geht weit über den Technologiestandort Baden-Württemberg hinaus, das bewies die Messe auch in diesem Jahr. Die Fachbesucherinnen und -besucher kamen zu rund 20 Prozent aus dem Ausland, die am stärksten vertretenen Nationen waren die Schweiz, Österreich, Italien, Niederlande, Schweden, Tschechien, Frankreich und die Türkei. Ein großer Teil der außereuropäischen Gäste reiste aus Indien an.
Die Messegäste der AMB sind überwiegend im Maschinenbau tätig (36 Prozent), darüber hinaus in der metallbe- und -verarbeitenden Industrie, in Automobilindustrie und Fahrzeugbau, in Metallbaubetrieben sowie im Werkzeug- und Formenbau. Von vielen ausstellenden Unternehmen wurde die Qualität der Gespräche an den Ständen und in den Networking-Bereichen gelobt. Sie zeigten sich erfreut von der hohen Zahl der Entscheider und dem Potenzial, das mit nachgelagerten Geschäften verbunden ist. Eine Besucherumfrage bestätigte diesen Eindruck: 69 Prozent gaben an, an Einkauf- und Beschaffungsentscheidungen beteiligt zu sein. Insgesamt fiel das Feedback der Messegäste mit einer Note von 1,8 sehr positiv aus. Mehr als ein Drittel besuchen nur die AMB und keine weitere branchenähnliche Messe.
Künstliche Intelligenz und vernetzte Maschinen
Stark geprägt war die AMB 2024 vom Thema Industrie 4.0. An vielen Messeständen sowie bei der Sonderschau der Initiative umati (universal machine technology interface) konnten sich Interessierte zu intelligenten Netzwerken, Schnittstellen, kollaborativer Robotik und KI informieren. Auf einer 100 Quadratmeter großen Sonderfläche im Eingangsbereich Ost erlebten die Messegäste bei der SmartFactory hautnah, wie Maschinen miteinander kommunizieren. Mehrere Firmen demonstrierten dort anhand der Live-Produktion eines Multi-Tools, wie Systeme über Schnittstellen zusammenspielen. Wie sehr das Thema KI die Branche beschäftigt, zeigte sich auch auf der AMB Stage im Rahmen des „Expertentalks KI in der Fertigungsindustrie“ mit anschließendem Meet the Experts.
Premiere für den AMB Award
Ein Highlight war der erstmals verliehene AMB Award, mit dem herausragende Neu- und Weiterentwicklungen im Bereich Metallbearbeitung ausgezeichnet wurden. In der Kategorie Software und Digitalisierung ging der Award an die goCAD GmbH, bei Bauteilen, Baugruppen und Betriebsstoffen an die Liquidtool Systems AG und in der Messtechnik und Qualitätssicherung an die Mahr GmbH. Den AMB Award in der Kategorie Präzisionswerkzeuge gewann die HAINBUCH GmbH, bei Werkzeugmaschinen und Fertigungsanlagen überzeugte die Sodick Deutschland GmbH die Jury und im Bereich Automatisierung und Handhabungstechnik erhielt die exoIQ GmbH den AMB Award. Der Sonderpreis Nachhaltigkeit ging an die VITO AG und CERATIZIT S.A.
Pretzels ’n‘ Pitches küren Start-ups
Auch Start-ups konnten sich auf der AMB beweisen – und zwar bei den Pretzels ’n‘ Pitches, einer gemeinsamen Veranstaltung der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg, der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und der Messe Stuttgart. An zwei Messetagen präsentierten Firmen der Start-Up-Area und des Young Innovators Gemeinschaftsstands in fünfminütigen Pitch-Sessions wegweisende Innovationen der Metallbearbeitung.
Der Gewinner des ersten Tages, die Tetralytix GmbH, überzeugte mit ihrer innovativen Simulationssoftware, mit der Anwenderinnen und Anwender ihre Zerspanwerkzeuge und Prozesse virtuell optimieren können. Am zweiten Tag siegte die plasmotion GmbH. Das Unternehmen hat ein Strahlpolierverfahren entwickelt, das Plasmaphysik und Elektrochemie in einer Technologie zusammenbringt und damit erstmals die Qualität und Flexibilität der manuellen Endbearbeitung in einem vollautomatisieren Verfahren bietet.
Ideelle Träger ziehen positive Bilanz
Die Messe Stuttgart sowie die ideellen Träger zeigten sich hochzufrieden mit dem Verlauf und den Ergebnissen der AMB 2024. Ihr Fazit: Die AMB ist als eine der international wichtigsten Messen für die Metallbearbeitung ein bedeutender Impulsgeber für die Transformation der Branche in eine digitale Zukunft.
Markus Heseding, Geschäftsführer VDMA Präzisionswerkzeuge sowie VDMA Mess- und Prüftechnik
„Die vielen guten Gespräche und die hohe Besucherqualität an den Ständen der Hersteller von Zerspanwerkzeugen, Spanntechnik sowie Längenmesstechnik in den Hallen 1, 3 und 7 haben erneut bewiesen, dass die AMB die technologische Leitmesse für die Metallbearbeitung in Europa ist. Dies wird auch durch die herausragenden Technologieinnovationen und Networking-Events wie die VDMA India Conference und das VDMA Technologie Forum mit Rekordbeteiligung bestätigt. Die AMB 2024 setzte die richtigen Schwerpunkte, was auch die Projekte zur Schaffung von Schnittstellen im OPC UA-Format und zur Vereinheitlichung der Berechnung des Product Carbon Footprints für Präzisionswerkzeuge eindrucksvoll zeigen.“
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