Die nahezu identischen Gebäude an der Vorderseite des Geländes an der Ijsselstraat 29a, im niederländischen Oss, in denen die Brüder Arnold und Marc Princen wohnen, strahlen ebenso wie die direkt danebenliegende Produktionshalle Seriosität und Sachlichkeit aus. Es ist der Sitz von GAM Coating, der Name steht für Gerrit, Arnold und Marc. Das 1972 von Vater Gerrit als Autolackiererei gegründete Unternehmen hat sich in den letzten 50 Jahren zum Spezialist in den Bereichen Pulverbeschichten, Nasslackieren, Strahlen, Glasperlenstrahlen und Schleifen entwickelt. Marc Princen begrüßt uns freundlich lächelnd in mit Farbresten übersäter Arbeitskleidung. Er war gerade dabei, einen Auftrag abzuschließen. „Die Nachfrage ist mehr als ausreichend. Selbst wenn wir doppelt so groß wären, könnten wir immer noch alle Linien füllen“, erzählt er.
Erfolgsrezept: Qualität, Flexibilität und Pünktlichkeit
Im Laufe der Jahre hat das Unternehmen das Autolackiergeschäft mehr und mehr durch industrielle Arbeiten ersetzt. Heute kommen die Auftraggeber aus der Automobilbranche, dem Maschinenbau und der Agrartechnik. Darüber hinaus werden Teile für Anwendungen im Innenbereich pulverbeschichtet und nasslackiert. „Wir können zwischendurch kleinere Serien beschichten oder Kunden schnell unterstützen, wenn bei ihnen ein unerwarteter Auftrag ansteht“, berichtet Marc Princen. „Viele Beschichtungsunternehmen sind von ihrem Arbeitsablauf zu starr, montags wird schwarz beschichtet, dienstags blau und wenn ein Kunde am Dienstag ein schwarzes Teil möchte, muss er bis Montag warten. Das ist bei uns nicht der Fall, wir helfen dem Kunden dann, wenn er darauf angewiesen ist.“ Genau auf dieser Flexibilität sowie der hohen Qualität und pünktlichen Lieferung basiert die kontinuierlich steigende Nachfrage aus allen Bereichen.
Strahlen als umweltgerechter Vorbehandlungsprozess
Man weiß bei GAM Coating auch, dass die Grundlage jeder qualitativ hochwertigen Beschichtung in der Vorbehandlung der Oberfläche liegt. „Wir haben uns hier für das Strahlen entschieden, weil es im Vergleich zur chemischen und physikalischen Vorbehandlung sehr viel umweltgerechter ist“, erklärt Marc Princen. Als Strahlmittel wird Korund verwendet, da es kaum mit dem Untergrund reagiert.
Der Strahlprozess erfolgt bei großen Teilen manuell in einer großzügig dimensionierten Strahlkabine. „Feuerverzinkten und rostfreien Stahl sowie andere Nichteisenmetalle können wir so gut vorbehandeln. Das Strahlmittel wird dosiert der Druckluft zugemischt, Staub und Verunreinigungen werden kontinuierlich durch eine Abscheideanlage entfernt. Für ein gesundes Arbeitsumfeld ist das Personal mit zugelassenem Überdruck-Atemschutz, gespeist durch gereinigte Luft und Arbeitsschutzkleidung, ausgestattet“, beschreibt Marc Princen.
Den Anfragen nach Pulverbeschichtungen konnte GAM Coating damit gerade noch nachkommen, doch immer mehr Arbeiten im Bereich der Nasslackierung machten eine Kapazitätserweiterung erforderlich. Nach reiflicher Überlegung zwischen der Errichtung einer weiteren Strahlkabine und dem Kauf einer Strahlanlage entschied man sich für Letzteres.
Hängebahn-Strahlanlage: leistungsstarkes, flexibles Arbeitstier
Die Wahl fiel auf eine Hängebahn-Strahlanlage von Rösler. Die Anlagen können zum Entzundern, Entrosten, Entschichten, Aufrauen und Entsanden von großen oder schweren Werkstücken und massiven Strahlkonstruktionen eingesetzt werden. Sie durchlaufen den Strahlprozess aufgehängt auf Traversen mittels eines Schienensystems entweder getaktet oder kontinuierlich. Neben ihrer Flexibilität zeichnen sich die Anlagen durch eine besonders kompakte und platzsparende Bauweise aus. Das Transportsystem ist als offene Y-Bahn ausgelegt, sodass auf jeder Seite ein Werkstück eingehängt werden kann, das dann abwechselnd gestrahlt wird.
Punkten kann die Anlage auch, wenn es um den Verschleißschutz geht: Die Strahlkammer besteht aus einer geschweißten Konstruktion aus 8 mm starkem Manganhartstahl. Zusätzlich ist der Strahlraum mit 10 mm starken, einfach auswechselbaren Platten aus dem verschleißarmen Material ausgekleidet.
Die 2.700 mm hohe und 2.200 mm breite Strahlkammer ermöglicht, dass rund Dreiviertel der Produkte wie beispielsweise Regale, Maschinenteile sowie Rahmen für Türen und Tische mit Abmessungen von bis zu 2.000 x 2.000 mm automatisiert gestrahlt werden können. „Die Programmierung ist einfach, für die Bearbeitung der Teile stellen wir die Strahlzeit und Turbinen-Drehzahl ein“, ergänzt Marc Princen.
Ergänzend zur Leistungsfähigkeit spielte die gute Energiebilanz der Anlage eine Rolle. Sie basiert nicht zuletzt auf den Gamma-G-Turbinen mit Y-förmigen Wurfschaufeln. Durch dieses spezielle Design erzielen sie bei einem sehr energieeffizienten Betrieb eine bis zu 20 % höhere Strahlleistung im Vergleich zu konventionellen Turbinen. „Das Bewusstsein für Energie spielt definitiv eine Rolle. Zum einen, weil es für die Umwelt wichtig ist. Darüber hinaus ist der Energiepreis ein wesentlicher Aspekt“, merkt Marc Princen abschließend an.