Nachfrageschwäche bremst HERMLE

Die Maschinenfabrik Berthold HERMLE AG verzeichnete in den ersten fünf Monaten 2024 wie eine konjunkturbedingt verhaltene Nachfrage.

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Bild: Hermle AG

Der Auftragseingang des schwäbischen Automations- und Werkzeugmaschinenspezialisten nahm gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum konzernweit um 8,2 % auf 208,2 Mio. Euro ab (Vj. 226,9 Mio. Euro). Davon entfielen 74,2 Mio. Euro auf das In- (Vj. 78,0 Mio. Euro) und 134,0 Mio. Euro auf das Ausland (Vj. 148,9 Mio. Euro). Zum Stichtag 31. Mai 2024 belief sich der Auftragsbestand des HERMLE-Konzerns auf 149,6 Mio. Euro (Vj. 186,2 Mio. Euro).

Damit entwickelte sich HERMLE besser als der gesamte deutsche Werkzeugmaschinenbau, der nach Angaben des Branchenverbands VDW in den ersten fünf Monaten 2024 rund 23 % weniger neue Bestellungen erhielt. HERMLE profitiert von einem breiten Produkt- und Lösungsportfolio im Bereich Automation, das kontinuierlich ausgebaut wird. In diesem wachstumsstarken Segment, das die Nachfrage im bisherigen Jahresverlauf stabilisierte, hat sich das Unternehmen frühzeitig als Komplettanbieter positioniert.

Der HERMLE-Konzernumsatz ging bis Ende Mai 2024 um 9,4 % auf 189,1 Mio. Euro zurück (Vj. 208,8 Mio. Euro). Im Inland lag das Geschäftsvolumen bei 67,1 Mio. Euro (Vj. 78,9 Mio. Euro) und im Ausland bei 122,0 Mio. Euro (Vj. 129,9 Mio. Euro). Daraus errechnet sich eine weiter erhöhte Exportquote von 64,5 % (Vj. 62,2 %), an der sich die große Bedeutung der Internationalisierungsstrategie von HERMLE ablesen lässt. Das Ergebnis verringerte sich deutlich überproportional zum Umsatz, was neben der niedrigeren Auslastung auch auf gestiegene Personalkosten zurückzuführen ist.

Als wesentliche Gründe für die Investitionszurückhaltung der Industrie nannte der HERMLE-Vorstand auf der heutigen Hauptversammlung des Unternehmens vor allem unsichere wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa, weiter steigende Lohn- und Materialkosten, den zunehmenden Fachkräftemangel, zahlreiche geopolitische Konflikte sowie eine wild wuchernde Bürokratisierung, die den wichtigen EU-Binnenmarkt schwächt. Zugleich beobachtet HERMLE eine geringere Dynamik in vielen Überseemärkten, deren Bearbeitung durch sehr langsame Exportgenehmigungsverfahren zusätzlich erschwert wird.

Da die Nachfrage auch im Juni noch verhalten war, bleibt das Unternehmen bei seiner bisherigen Prognose: Für das Gesamtjahr 2024 erwartet HERMLE, dass der Umsatz auch im besten Fall nicht das gute Vorjahresniveau erreichen wird (Vj. 532,3 Mio. Euro). Im ungünstigen Szenario einer sich weiter verstärkenden Abkühlung kann er etwa 20 % sinken. Aus heutiger Sicht ist tendenziell von einem Wert in der Mitte oder unteren Hälfte dieser Bandbreite auszugehen, wegen der hohen Unsicherheit sind aber noch Ausschläge in beide Richtungen möglich. Das Betriebsergebnis wird sich voraussichtlich deutlich unterproportional zum Umsatz entwickeln (Vj. 115,8 Mio. Euro). Neben der niedrigeren Kapazitätsauslastung und den im vierten Quartal in der Metallindustrie tarifbedingt nochmals steigenden Personalkosten machen sich voraussichtlich weiter zunehmende regulatorische Aufwendungen und Energiepreise bemerkbar, die im gegenwärtigen Marktumfeld nicht ausreichend weitergegeben werden können.

Unabhängig von der aktuellen Nachfrageschwäche rechnet HERMLE mittelfristig mit einem zunehmenden Bedarf für seine hochwertigen Automationslösungen und Bearbeitungszentren. Deshalb setzt das Unternehmen ein umfangreiches Investitionsprogramm für seine Produktionsstandorte um: In Zimmern ob Rottweil läuft derzeit der Innenausbau der neuen Gebäude für die Vergrößerung der Mineralgussfertigung, eine zweite Großteileproduktion sowie zusätzliche Montage- und Lagerflächen. Die Inbetriebnahme soll bis Ende 2024 erfolgen. Am Firmensitz Gosheim konnten im ersten Halbjahr 2024 modernisierte Räumlichkeiten für die Spindelmontage und den Ausbildungsbereich bezogen werden. Im nächsten Schritt sollen dort ein neues Anwendungszentrum und eine Kantine für die Beschäftigten errichtet werden.

Die Hauptversammlung beschloss eine Dividendenerhöhung und stimmte auch den übrigen Vorschlägen der Verwaltung zu. Basis für die gestiegene Ausschüttung ist die sehr zufriedenstellende Geschäftsentwicklung im Jahr 2023, in dem HERMLE neue Umsatz- und Ergebnishöchstwerte erzielt hat.

Um auch die Belegschaft am Unternehmenserfolg zu beteiligen und ihren wertvollen Beitrag zu honorieren, sollen die Beschäftigten im Inland im Anschluss an die Dividendenzahlung wieder eine Erfolgsprämie erhalten, die an die erhöhte Dividende gekoppelt ist.

Zum Stichtag 31. Mai 2024 hatte HERMLE konzernweit 1.551 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (31.5.2023: 1.433; 31.12.2023: 1.511). Im bisherigen Jahresverlauf gab es Neueinstellungen unter anderem in den Bereichen Service, Materialwirtschaft sowie Konstruktion. Außerdem wurden rund 20 Beschäftigte der früheren Gebr. Grieswald GmbH & Co. KG, Burladingen übernommen. HERMLE hat diesen Spezialisten für hochgenaue Schleifteile zum 1. April 2024 im Rahmen eines Asset Deals erworben und verstärkt sich damit in seiner Kernkompetenz Spindelmontage. Das Werk in Burladingen wird als dritter HERMLE-Produktionsstandort in der Region weitergeführt und in den kommenden Monaten zunehmend auf den Bedarf von HERMLE ausgerichtet, um den Eigenversorgungsanteil bei Spindelteilen zu erhöhen. Auch Investitionen in die Automatisierung des Standorts sind vorgesehen.

Kontakt:

www.hermle.de