Immer den richtigen Ton treffen

Forschende des Fraunhofer IWU haben eine neue Akustikprüfung entwickelt, die in den Produktionsprozess des Unternehmens Cherry, einem Hersteller mechanischer Schalter für Tastaturen, integriert wurde. Dank ihr gibt es immer denselben 'Klick'. 

3902
Akustikprüfstand für die vollautomatische 100-Prozent-Testung von Tastaturschaltern (Bildnachweis: Cherry)

Wie lässt sich – bei einem Schalter dessen Aufbau deutlich von bisherigen Cherry-Schaltern abweicht – ein bestimmter Tastensound millionenfach exakt in der Fertigung reproduzieren? Bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen sind die Produktentwickler von Cherry auf die Spezialisten für Technische Akustik am Fraunhofer IWU aufmerksam geworden.

»Die Prozesse rund um den Klick-Sound unserer bisherigen Schalterprodukte beherrschen wir gut. Für die Neuentwicklung reichte jedoch die bis dato in der Produktion zur Verfügung stehende Messtechnik nicht mehr aus. Deshalb haben wir uns nach externer Expertise umgeschaut und bei den Fraunhofer-Experten gefunden. Ihre Kompetenz und ihr strukturiertes, zielführendes Vorgehen haben uns enorm nach vorn gebracht«, erklärt Stefan Schötz, einer der Entwickler des neuen Cherry-Schalters.

In einem ersten Schritt haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Abteilung Technische Akustik am Fraunhofer IWU die menschliche Hörwahrnehmung des Klick-Geräusches analysiert und dazu Befragungen sowohl bei Beschäftigten von Cherry als auch bei Mitarbeitenden am Fraunhofer IWU durchgeführt.

»Auf dieser Basis konnten wir akustische Muster eingrenzen und daraus die Signalmerkmale des Cherry-Klicks identifizieren. Diese wurden anschließend mit physikalischen Messgrößen korreliert, um eine geeignete Sensorik für die Prüfung zu identifizieren«, beschreibt Jan Troge, Abteilungsleiter Technische Akustik am Fraunhofer IWU, die Vorgehensweise.

Cherry-Schalter werden bei der Produktion einzeln auf das korrekte Klick-Geräusch geprüft (Bildnachweis: Cherry)
Vollautomatische 100-Prozent-Testung

Eine besondere Herausforderung bestand darin, den relativ leisen Klick des neuen Schalters in einer Fabrik mit verschiedenen Geräuschen und Schwingungen sicher zu messen. Die Fachleute des Fraunhofer IWU haben deshalb ein Verfahren entwickelt, mit dem die Prüfung ›inline‹, also mit Hilfe von Schwingungsmessungen auf einer von der Produktionsanlage entkoppelten Akustikprüfstation erfolgt.

»Die Schalter können damit vollautomatisch und zu 100 Prozent getestet werden. Der Gleichklang als wichtiges Qualitätsmerkmal wird damit gewährleistet«, sagt Jan Troge und verweist auf eine weitere Besonderheit: »Das Geräuschverhalten im unverbauten Zustand unterscheidet sich von jenem im Einbauzustand. Auch diesen Fakt haben wir berücksichtigt. Aus Korrelationsuntersuchungen können wir das akustische Verhalten der Schalter in den verschiedenen Zuständen beschreiben und eine End-of-Line-Prüfsystematik ableiten, die das gewünschte Geräusch final sicherstellt.«

Akustische End-of-Line-Prüfungen haben die Forschenden des Fraunhofer IWU bereits für zahlreiche Produkte entwickelt. Das Know-how des Instituts im Bereich der Technischen Akustik ist vor allem in der Maschinenakustik, Fahrzeugakustik, Bahnakustik, Bau- und Raumakustik sowie der Psychoakustik gefragt. »Das bayerische Unternehmen Cherry reiht sich ein in die Liste zufriedener Partner und Kunden«, freut sich Jan Troge. Cherry-Marketingleiter Michael Schmid bestätigt das: »Wir konnten den neuen Schaltertyp bereits auf dem Markt platzieren und bekommen sehr gute Rückmeldungen dazu. Der Bedienkomfort stimmt – auch dank des richtigen Sounds.«

Kontakt:

www.iwu.fraunhofer.de

www.cherry.de