„Es passt einfach alles“

Sebastian Beger (30) ist neu beim TRUMPF-Start-up Optimate und verantwortet als Geschäftsleitungsmitglied den Vertrieb. Seine Aufgabe ist es, die digitalen Lösungen für die Blechbearbeitung breiter im Markt zu lancieren und das Kundengeschäft weltweit aufzubauen.

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Sebastian Beger zu seiner neuen Position als Vertriebsgeschäftsführer (CSO) bei dem Stuttgarter Start-up Optimate: „Digitalisierung und Industrie 4.0 machen auch in der Blechbearbeitung vor Ländergrenzen nicht halt. Mein vorrangiges Ziel sehe ich im verstärkten Ausbau des Vertriebs, um den Einsatz unserer digitalen Machbarkeitsanalyse und Potentialerkennung weltweit voranzubringen.“ (Bildnachweis: Optimate)

Im dritten Jahr nach der Gründung von Optimate verlaufe die Produktentwicklung überaus positiv, wie das Stuttgarter Start-up verlauten lässt. Erste Proof-of-Concepts wurden erbracht, dass die Digitalisierung von Wissen rund um die Blechbearbeitung mittels KI nachweisbar möglich ist.

Zentral konstruiert, weltweit produziert: Nutzt eine Konstruktionsabteilung die Optimate-App zur automatisierten Machbarkeitsanalyse oder Bauteiloptimierung, stehen die Ergebnisse der Arbeitsvorbereitung mit ein paar Klicks zur Verfügung unabhängig vom Fertigungsstandort – und zwar mit derselben App. (Bildnachweis: Optimate)

In der Optimate App lassen sich Bauteile und Baugruppen anhand der hochgeladenen CAD-Dateien automatisiert und KI-basiert analysieren und deren Machbarkeit ermitteln. In zahlreichen Projekten konnten Kunden von der digitalen Machbarkeitsanalyse und automatisierten Bauteiloptimierung überzeugt werden, da die Bauteile kosteneffizienter und vor allem prozesssicher konstruiert werden.

„Mit unserer KI-basierten Machbarkeitsanalyse sprechen wir vor allem Firmen mit eigener Produktentwicklung an. Also mittelständische Betriebe mit eigener Konstruktion, die eine Blechbearbeitung haben oder Lohnfertiger für ihre Produktion beauftragen. Aber auch so genannte JobShopper nutzen bereits erfolgreich unsere App in ihren Webshops“, weiß Optimate-Geschäftsführer Jonas Steiling aus den inzwischen abgeschlossenen Pilotprojekten.

Die Potentialerkennung mit automatisierter Bauteiloptimierung hingegen sei vorwiegend für die Konstruktion größerer Fertigungsunternehmen interessant. Durch Bauteiloptimierung und die digital-automatisierte Umkonstruktion ließen sich dort erhebliche Kosteneinsparungen realisieren.

„Zur Unterstützung unserer weiteren Wachstumsphase kommt uns natürlich sehr entgegen, mit Sebastian Beger einen auch bereits international erfahrenen Vertriebsprofi mit an Bord zu haben“, freut sich Optimate-Geschäftsführer Jonas Steiling.

Bevor der studierte Wirtschaftsingenieur zu Optimate wechselte, war er bei der AZO GmbH in Osterburken als Vertriebsmanager für Asien tätig. Dabei unterstützte er den technischen Vertrieb der Prozessanlagen für die Food- und Pharmaindustrie am asiatischen Markt, teils direkt vor Ort in Thailand.

„Optimate will bis Ende 2023 um das Doppelte auf 20 Beschäftigte anwachsen“, so das Managementteam des TRUMPF Start-ups (v.l.n.r CSO Sebastian Beger, CEO Jonas Steiliing und CTO Max Hesselbarth) (Bildnachweis: Optimate)

Eine neue Herausforderung bot sich 2020 bei einem Münchener Start-up im E-Mobilitätsumfeld, wo er als Leiter für Marketing und Vertrieb das Unternehmen in die Wachstumsphase führte. Neben Team- und Markenaufbau stand die Betreuung von B2B-Kunden im Fokus. Um diese bei der Umstellung auf E-Mobilität zu unterstützen, entwickelte das Team eine skalierbare und intelligente Ladeinfrastrukturlösung.

Ende letzten Jahres bot sich dann die Chance, bei der TRUMPF-Tochter als Vertriebsgeschäftsführer (CSO) einzusteigen, um die Digitalisierung in der Bauteilkonstruktion voranzutreiben. Dort kann er nun seine bisherigen Kenntnisse aus technischer Vertriebsberatung und Maschinenbau-Know-how voll einbringen. „Ich war sofort von der Vision begeistert, es passt einfach alles! Ich weiß, wie stressig es in der Konstruktion zugeht und wie wenig Zeit für Optimierungen besteht. Genau deswegen ist unsere digitale Lösung so wichtig”, betont der neue Vertriebschef.

Kurzinterview mit Sebastian Beger

Herr Beger, was war Ihre Ambition nochmals zu einem Start-up zu wechseln?

Sebastian Beger (SB): Schon seit meiner Schulzeit begeistern mich Gründergeist und Unternehmertum. Mich selbst beim Unternehmensaufbau einzubringen, war auch für mich der Grund, bei einem Start-up für E-Mobilität einzusteigen. Nachdem wir dieses in kürzester Zeit quasi von Null auf über 50 Beschäftigte skalieren und mehrere Millionen an Umsatz generieren konnten, sah ich meine Mission erfüllt und war bereit für den nächsten Schritt.

Bei Optimate ergibt sich nun die Chance, aus einer Geschäftsführerposition heraus, das Start-up im technischen Vertrieb weltweit voranzubringen und gleichzeitig alles in einer Position zu kombinieren: meine Erfahrung im Maschinen- und Anlagenbau gepaart mit der Start-up-Erfahrung und dem technischen Vertrieb.

Ist es nicht recht weit weg vom technischen Fachvertrieb im Anlagenbau zu einer Digitalisierungslösung für die Blechbearbeitung?

SB: Nein, ganz im Gegenteil. Maschinen und Anlagen in der Prozessindustrie bestehen zu einem Großteil aus Blechbauteilen, wie etwa aus Behältern für das Mischen und Dosieren, alles FDA-konform. Im technischen Vertrieb habe ich mich stets sehr eng mit Konstrukteuren und Fertigungsplanern abgestimmt. Da in der Fertigung bei AZO in Osterburken im Prinzip das gesamte TRUMPF-Portfolio steht, ist mir Blechbearbeitung keinesfalls fremd. Und da gerade im Start-up Kontext Digitalisierung immer an erster Stelle steht, ist der Schritt zu Optimate somit gar nicht all zu groß.

Und wo sehen Sie persönlich Optimate in 10 Jahren?

SB: Das ist natürlich schwer zu prognostizieren. Aus meiner Zeit in Asien sehe ich global großes Potential für unsere digitalen Optimierungslösungen. Sicher können wir nicht in einem Jahr alle Märkte weltweit durchdringen, aber meine Vision ist es, Optimate in den nächsten Jahren als weltweit agierendes Unternehmen aufzubauen.

Also unser Digitalisierungs-Know-how in der Blechbearbeitung, welches wir uns über Jahre hinweg bei TRUMPF angeeignet haben, global verfügbar zu machen. So können wir auch einen großen Beitrag dazu leisten, dass überall ressourcenschonend und nachhaltig produziert wird.

Wie groß sind die Chancen?

SB: Wirklich sehr gut. Termin- und Kostendruck stehen in vielen Konstruktionsabteilungen leider auf der Tagesordnung. Genau hier setzen wir an und lösen echte Probleme unserer Kunden. Eine digitale Plattform kennt keinen Zeitstress und kann stetig die Prozesssicherheit erhöhen.

Kreative Optimierungen der Designs gibt es mit einem Klick in Sekundenschnelle. So können Konstrukteure Inspiration finden und kostenoptimierte Bauteile für die Fertigung freigeben. Auch dies sind keine rein deutschen, sondern weltweit relevante Themen. Egal ob lokal konstruiert und global produziert wird: Digitalisierung kennt keine Grenzen und auch digitale Machbarkeitsanalysen und Potentialerkennung sind grenzenlos.

Welche Rolle spielen dabei neue Funktionen und Weiterentwicklungen?

SB: Neuentwicklungen spielen eine entscheidende Rolle, um unsere Zielgruppen noch besser adressieren zu können. Kleinere Lohnfertiger in der Blechbearbeitung benötigen meist unsere Machbarkeitsanalyse, während größere, konstruktionsgetriebene Fertigungsunternehmen zu-sätzlich die Potentialerkennung mit Vorschlägen für eine Umkonstruktion nutzen.

Dementsprechend gilt es auch neue Funktionen, wie zum Beispiel die Analyse von Baugruppen, zielgruppenspezifisch zu kommunizieren. Zudem kommt ein neues CAD-Plugin hinzu oder künftig die Möglichkeit, die eigenen Maschinendaten im Kundenprofil mit wenigen Klicks zu hinterlegen.

Können Sie zu dieser Weiterentwicklung schon etwas mehr verraten?

SB: Wir wollen auch komplette Baugruppen digital auf Machbarkeit und Optimierungspotential hin analysieren. Da befinden wir uns derzeit noch in der Beta-Phase für Pilotkunden. Auf der App hochgeladene Baugruppen werden aktuell automatisch in die einzelnen Blechbauteile zerlegt und auf Machbarkeit hin analysiert.

Was bei einzelnen Bauteilen unter Einsatz einer KI volldigital und automatisiert durchläuft, wollen wir ebenso zukünftig vollumfänglich für ganze Baugruppen ermöglichen. Momentan ist das noch ein hybrider Prozess. Hier hilft uns die Datenbasis unserer KI, um diese neuen Funktionen längerfristig auch vollautomatisiert anbieten zu können. Und das ist dann natürlich vertriebsrelevant, diese neuen Funktionen in den Markt zu bringen. Wer würde nicht gerne aus vielen Einzelteilen einer teuren Schweißbaugruppe ein einziges Kantteil machen?

Herr Beger, wir bedanken uns für das Gespräch!

Kontakt:

www.optimate.de