Wachstumspotential für Robotik im Gesundheitswesen

Auf der automatica 2025 werden innovative Robotik-Lösungen für das Gesundheitswesen präsentiert.

252
Der hygienegerechte Industrieroboter Motoman HD8 beim Handling von Vials. © Messe München GmbH

Roboter erobern den Healthcare-Markt im Sturm. Mittlerweile transplantieren Robotersysteme Herzen, Sechsachser arbeiten in der Zell- und Gentherapie, Cobots unterstützen in der Reha oder im Labor und jetzt rücken Mobilroboter in aseptische Bereiche vor. Die Entwicklung ist spektakulär – wie spektakulär erfahren die Besucher der Leitmesse automatica vom 24. bis 27. Juni 2025 in München.

Alle Wachstumsprognosen für Robotersysteme in Pharma, Medizin und Gesundheitswesen kennen nur eine Richtung: steil nach oben. Laut Mordor Intelligence ist von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von über 16 Prozent bis zum Jahr 2029 auszugehen. Auch wenn Prognosen mit Unsicherheiten behaftet sein können, steht doch eines sicher fest: Der Bereich Healthtech mit all seinen Facetten ist ein gewaltiger Zukunftsmarkt.

Auch auf der automatica 2025 steht das Thema im Fokus. Auf dem MedtecLIVE Healthtech Pavillon in Halle A4 präsentieren sich unterschiedlichste Aussteller aus dem medizintechnischen Zulieferbereich, die die komplette Wertschöpfungskette abbilden. Begleitet wird die Initiative durch den MedtecSUMMIT am zweiten und dritten Messetag in Halle B4 sowie einer kuratierten Auswahl relevanter Aussteller-Lösungen.

Auf der automatica 2025 steht Healthcare im Fokus © Messe München GmbH

Inspiriert von den Aktivitäten der automatica werden viele Aussteller praxisbewährte Robotik-, Cobot- und Mobilroboterlösungen für Healthtech-Applikationen sowie innovative Montageanlagen für Medical Devices zeigen. Als einer der Pioniere für Automatisierungslösungen in Medizin und Pharma gilt Stäubli Robotics. Das Schweizer Unternehmen hat im Jahr 2008 den weltweit ersten Stericlean-Roboter vorgestellt. Diese bahnbrechende Entwicklung machte den Weg frei für den Einsatz von Robotern in aseptischen Umgebungen.

Roboter für aseptische Bereiche

Heute bietet Stäubli ein komplettes Portfolio an hygienegerechten Robotern, darunter Vier- und Sechsachser, die die strengen Anforderungen von Isolatoren, RABS und Gefriertrocknern der GMP Klasse A und B erfüllen. „Unsere Roboter kommen in nahezu allen Bereichen der Medizintechnik zum Einsatz. Für den Pharmabereich haben wir ein Komplettangebot aufgelegt, das aus drei verschiedenen Roboter-Baureihen besteht: die neueste, accessPharma, für nicht-aseptische Anwendungen, Stericlean für aseptische Bereiche und Stericlean+ für den Einsatz in Isolatoren.“, so Peter Pühringer, Geschäftsführer Stäubli Robotics Bayreuth.

Roboter, die in sterilen Umgebungen arbeiten können, werden beispielsweise in der Zell- und Gentherapie (CGT), der Biotherapie, der API-Forschung und -Produktion, der Laborautomatisierung und in anderen Bereichen der Pharmaindustrie eingesetzt. Noch ist das Angebot an Robotiklösungen für aseptische Bereiche auf wenige Premiumanbieter beschränkt.

H2O2-Dekontamination für Roboter kein Problem

Ein Hersteller, der hier mitzieht, ist Yaskawa. Die Japaner bietet mit den Modellen Motoman HD7 und HD8 hygienegerechte Hochleistungsroboter, die in enger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) entstanden. Diese Sechsachser eignen sich für den Einsatz in GMP Klasse A-Umgebungen.

Die Maschinen sind bereits in der Praxis angekommen, wie der Blick in die Schweiz belegt. Hier setzt Pharmabotix in seinem Modul CryoFiller bei der automatisierten Befüllung von Vials für den Zell- und Gentherapie-Bereich einen Motoman HD8 ein. Der hygienegerechte Sechsachsroboter übernimmt das Handling der Vials und kommt mit den Anforderungen im Hinblick auf die Reinigung und Dekontamination mit Wasserstoffperoxid bestens zurecht.

Cobots und KI erobern Laborautomatisierung

Auch kollaborative Roboter finden in Healthtech-Bereichen ein weites Feld an Einsatzmöglichkeiten. So gewinnen Cobots im Labor, in der Reha und vielen weiteren Bereichen immer mehr an Bedeutung. Der Einsatz von KI macht sie dabei hocheffizient, flexibel und zum perfekten Unterstützer von Forschern, Therapeuten und Labor- bzw. Klinikpersonal.

Ein Beispiel dafür ist der Cobotta von Denso Robotics, der neue Perspektiven für die roboterbasierte Automation in Laboren eröffnet. So steht der Cobotta im Zentrum eines innovativen Laborkonzeptes des Hamburger Start-ups bAhead.

Mit dem Reha-Roboter Robert sollen Patienten schneller mobilisiert und gleichzeitig Therapeuten entlastet werden. © Messe München GmbH

„Wir kombinieren erstmals im Laborbereich drei disruptive Technologien miteinander – Cobots, Drohnen und KI. Alle Bestandteile des Systems sind kosteneffizient, multifunktional und genau aufeinander abgestimmt und zentral koordiniert über Schwarmintelligenz“, erklärt bAhead-Gründer und CEO Rainer Treptow. „Dadurch entsteht eine ganz andere Dynamik als bei einer herkömmlichen Laborautomatisierung, vor allem für Labore, die trotz kleiner Probenzahlen automatisieren müssen.“

Reha-Roboter Robert entlastet Pflegekräfte

Eine ganz andere Mission verfolgt Roboter Robert®. Er ist für die Mobilisierung von Patienten nach chirurgischen Eingriffen oder Schlaganfällen zuständig. Hinter der wegweisenden Lösung des dänischen Herstellers Life Science Robotics verbirgt sich ein LBR Med von KUKA, der sich dank seiner medizinischen Vorzertifizierung ideal für die Integration in das Medizinprodukt anbot. „Mit unserer Lösung wollen wir helfen, Patienten schneller und effizienter zu mobilisieren und dabei die Pflegekräfte zu entlasten“, sagt Keld Thorsen, CEO von Life Science Robotics.

Und so einfach funktioniert der Roboter: Die Pflegekraft verbindet den Roboterarm zum Beispiel mit dem Bein des Patienten. Ein Druck auf den Startknopf und Robert hebt das Bein ein wenig an. Nun kann die Pflegekraft manuell die therapeutisch sinnvollen Bewegungen durchführen. Robert speichert diese Bewegung und führt sie im Anschluss exakt der Vorgabe entsprechend selbstständig und beliebig wiederholbar aus.

Noch flexiblere Herstellung von Medical Devices

Aber nicht nur Roboter dominieren das Geschehen im Medizin- und Pharmasektor. Auf der automatica präsentieren sich auch renommierte Anbieter, die sich der Serienproduktion von Medical Devices verschrieben haben. Inhalatoren, Injektions-Pens, Autoinjektoren oder Spritzen – die Herstellung solcher Produkte bleibt allein schon wegen der Anforderungen an die Patientensicherheit Spezialisten vorbehalten.

Neben Teamtechnik, BBS Automation, Kahle und Hekuma, die sich heute alle vier unter dem Dach der Dürr AG befinden, zählt auch Mikron Automation zu den etablierten Anbietern von Medtech-Plattformlösungen. Wohin die Entwicklung geht, unterstreicht Mikron mit der Montageplattform Maia. Waren die Schweizer bislang bekannt für die Entwicklung leistungsfähiger Montagelösungen für die Großserienfertigung, reagieren sie mit dieser halbautomatischen Plattform auf den Wunsch des Marktes nach mehr Flexibilität. Mit Maia lassen sich unterschiedliche Medizinprodukte einer Produktfamilie wie Pen-Injektoren oder Autoinjektoren auch in kleineren Losgrößen effizient montieren.
Mobilroboter dringen in aseptische Bereiche vor

Verschiedene Anwendungsfelder im Bereich Healthcare sind nur mit Mobilrobotern zu automatisieren. Dazu zählen die Unterstützung hilfebedürftiger Personen, aber auch neue Konzepte für Transport- und Handhabungsaufgaben in der Pharma Factory der Zukunft.

Auch für solche Aufgaben zeigen Aussteller der automatica wegweisende AGV- und AMR-Lösungen. Problematisch wird es nur dann, wenn mobile Robotersysteme in sterilen Umgebungen zum Einsatz kommen sollen, denn hierfür gab es bislang keine Lösung. Das ändert sich jetzt: Stäubli Robotics hat ab sofort die Plattformlösung Sterimove im Programm. Dabei handelt es sich um ein komplett gekapseltes Fahrzeug, das weltweit einzige seiner Art, das für sterile Umgebungsbedingungen zertifiziert ist.

Kontakt:

www.automatica-munich.com